Unser Team

Unser Team
Wir sind Jugendliche von 14 bis 18 Jahre, die alle ein gemeinsammes Hobby haben; Klettern und Draußen sein und etwas erleben! Deshalb haben wir uns zusammengefunden um unter der Führung von Paul Goertz und Annette Kunzendorf eine Expedition in den Kaukasus(südl. Russland) zu starten. Dort wollen wir unteranderem im Namen der Jugend des Deutschen Alpenvereins eine/ mehrere Erstbegehungen wagen und anspruchsvolle Hochtouren machen.

Freitag, 2. September 2016

Dumala!


Wir sitzen auf dem Gipfel des 4686 Meter hohen Berges. Duncan, Tobi, Olaf und ich (David). 
Es ist 11Uhr. Hinter uns liegen knapp 1000 Höhenmeter und sieben Stunden Aufstieg. 
Wir sind die ersten
dieses Jahr hier oben; vor uns sind schon viele umgedreht. Eine Drohne kreist über unseren Köpfen und filmt uns. Der Ausblick ist unglaublich, keine Wolke versperrt die Sicht.
Unter uns liegt die russische Tiefebene, verborgen hinter einem tiefliegenden Wolkenteppich.
Einfach atemberaubend!



Sonnenaufgang von der ersten Schulter aus (ca. 3900m)
Um zehn vor drei klingelt mein Wecker. Zehn Minuten früher als nötig, aber ich möchte mir noch die Füße abkleben. Ansonsten würde das heute unangenehm werden.
Unsere Tour sah gestern in der Abendsonne ziemlich beeindruckend aus. Von unten sieht die Eisflanke zwischen Dumala und Ural sehr steil aus. Der darauf folgende Grad ist nicht von unten einzusehen und auch der Gipfelaufbau sieht ziemlich steil aus. Zwischen drinnen kommen noch fast 600HM im 40°- 60° steilen Firn. Wir sind alle gestern Abend so aufgeregt gewesen!
Ich beuge mich nun zu Tobi rüber. Er braucht immer eine extra Einladung zum aufstehen…
Ich rüttle ihn also bis er aufwacht. „Was ist denn?!“ wird sich schwach beschwert.
„3:00!“, sage ich, „Zeit zum aufstehn, Olaf hat schon Tee gemacht und wartet.“
Wir quälen uns aus den Schlafsäcken und ziehen uns warm an, immerhin hat es draußen gefroren.
Olaf sitzt bereits auf dem Stein, wie ich es gesagt hatte. Heißer Tee steht auch schon dort. Ich packe die „Panzerkekse“ von der Bundeswehr auf und wir frühstücken schnell. Wir drei sind die erste Seilschaft, wir gehen vor. Ungefähr 10min nach uns laufen Paul, Niklas und Duncan los.
Von der Moräne, wo unsere Zelte stehen, steigen wir durch das lose Geröll ab zum Gletscher. Unten angekommen ziehen wir zügig die Steigeisen an und laufen weiter in Richtung der dunklen Eisflanke.
Bald schon sehen wir die Lichter der anderen hinter uns. Als es steiler wird nehmen wir die Eisgeräte vom Rucksack und laufen mit einem als Pickel in der Hand weiter. Zuerst lag noch eine Schicht Firn auf dem Eis, doch bald krachten unsere Steigeisen bei jedem Schritt in das noch feste Oberflächeneis.

Plötzlich rutscht Tobis linker Fuß am Eis herunter. Er kann grade noch sein zweites Eisgerät in die weiche Oberfläche schlagen, sonst wäre er runter gerutscht. Ich frage mich wie das hatte passieren können, doch dann sehe ich das Problem: Das Steigeisen hatte sich vom Schuh gelöst und hängt nun nur noch mit dem Band an seinem Schuh fest.
Olaf dreht schnell eine Eisschraube und Tobi und er hängen sich an die Schraube.
Das Steigeisen ist auf die falsche Größe eingestellt.
Nachdem Olaf es klein genug gemacht hat schnallt er Tobi das wichtigste Werkzeug unserer Tour wieder an den Schuh. Als sich unsere Aufregung gelegt hat gehen wir weiter. Immer noch mit 15min Abstand zu den anderen. Auf der ersten Schulter angekommen ziehen wir uns um, die Sonne geht nämlich auf und es wir schnell wärmer. Außerdem können wir jetzt unsere Lampen ausschalten.
Olaf und Tobi oberhalb der Spalte

Es ist 5:00. Wir überqueren eine große, überhängende Gletscherspalte und bauen dann einen Stand zum weiterklettern.
Das Gelände hat sich verändert:  Es ist ungefähr 60° steil und der Firn ist an der Oberfläche noch hart.
Weil Olaf uns noch nicht in solcher Umgebung erlebt hat, besteht er auf Vorstieg-Nachstiegssicherung. Ich gehe vor und nutze die 50m Halbseile komplett aus. Auf das Setzen von Schrauben verzichte ich aber fast vollständig, ich müsste sonst ca. 30cm Firn aus dem Weg schaffen um auf das Blankeis zu kommen. Außerdem fühle ich mich auch ohne Schrauben komplett sicher.

Auf der Hälfte der Flanke muss ich dann aber doch graben, mein Seil ist aus und ich brauche einen Stand um die anderen nachzuholen.
Unter uns steigt nun auch Duncan ein. Während Olaf und Tobi nachkommen, überholt er uns.


Blick vom Gendarm(ca. 4200m) auf Dumala
Niklas merkt, dass seine Schuhe nicht richtig passen und er das lange Steigen auf Frontzacken damit nicht aushält. Paul dreht mit ihm um. Während wir frei weiter gehen, sehen wir sie schnell über die untere Flanke absteigen. Auf der zweiten, kleinen Schulter machen wir noch einmal kurz Pause und sehen den „Biwakplatz“. Die Russen machen den Berg normalerweise an zwei Tagen, aber nur weil sie vom untersten Lager starten und dann bis hier her schon ihre 8 Stunden brauchen.
Wir packen die Eisgeräte weg und gehen durch eine steile Schuttrinne hoch. Irgendwann erweist sie sich als Sackgasse und wir müssen
nach links queren. Dort angekommen erwartet uns eine schöne Mixed Seillänge (M4-5). Ich steige souverän meine erste Mixedroute vor und hole die anderen nach.
Nur noch über ein kurzes Firnfeld laufen und wir stehen auf dem Gendarm, der kleinen Spitze auf dem Grat zwischen Dumala und Ural. Von dort aus steigen wir gesichert über den Grat ab Richtung Dumala.
Im Schnee machen wir nochmal Pause.
Duncan lässt seinen Rucksack an einem Fels liegen, weil er zwischendurch etwas geschwächelt hat.

Wir laufen die 500Hm vom Grat zum Gipfelaufbau in zwei Stunden. Es geht in Serpentinen durch 40°-50° steilen Firn und teilweise fast blankes Eis. 
Das oberflächliche "Crushed Ice" bröselt unter uns herunter.



Olaf mit Dikh Tau im Hintergrund

Am Gipfelaufbau müssen wir noch ein letztes Mal sichern. Die Firnschicht wird deutlich dünner und fester, was das Klettern erschwert. Die Absicherung wir dadurch allerdings einfacher. 

Durch eine Schneerinne steigen wir auf den felsigen Gipfel.

Etwa eine Stunde sitzen wir oben, wir waren so schnell, dass wir jetzt noch sehr viel Zeit haben.
Während wir da so sitzen fängt es plötzlich an zu summen. Niemand weiß woher es kommt, bis plötzlich eine kleine, vierpropellrige Drohne aus dem Tal herauf geflogen kommt.
An ihrer Unterseite hängt eine kleine Kamera, die genau auf uns gerichtet ist.
Wir staunen nicht schlecht, als sie einige Runden über unsere Köpfe dreht.
Es ist uns ein Rätsel, wie diese Drohne so hoch fliegen kann. Wir fragen uns, wer sie steuert und warum er uns filmt.
Später haben wir erfahren, dass an der Wand des Ural, etwa 5km Luftlinie, eine riesen Rettungsaktion stattgefunden hat und die Drohne deshalb dort oben war.

Die Drohne ist wieder weggeflogen und wir machen uns ans Abseilen. Dreimal seilen wir ab, dann gehen wir zuerst vorsichtig und rückwärts, später dann vielleicht etwas übermütig und vorwärts mit großen Schritten herunter. Nur Tobi muss die ganzen 600Hm mühselig ab klettern. Das Problem ist, das er zu leicht ist: Wenn er vorwärts absteigt reicht sein Gewicht nicht aus um sich Stufen zu treten, er sinkt nicht in den Schnee ein und rutscht auch nicht.
Aus Solidarität geht auch Olaf die ganze Streck rückwärts runter.
Sie brauchen etwa 20min länger, als Duncan und ich, wobei wir beide nach etwa 30min abgelaufen sind.
Gipfelfoto!!!
Wieder auf dem Schneegrat bereiten wir schon die Querung des Felsgrats vor, während wir noch auf Tobi und Olaf warten.
Die Überquerung des Gendarm ist nicht mehr so anspruchsvoll, allerdings muss man trotzdem auf lose Steine aufpassen. Diese Strecke wird ziemlich lustig, weil Olaf die ganze Zeit irgendwelche geilen Witze raushaut und noch dazu in allen vorstellbaren Dialekten spricht.
Tobi und Duncan singen „Sie ist die eine, die eine, die DUMALA! Die Dumala, Dumala, Dumala!“ während ich die letzten Meter über den Grat vorsteige. Es geht alles glatt und wir hoffen nur noch darauf, dass sich das Seil in der Mixedseillänge abziehen lässt.
Duncan schafft es, das Seil problemlos abzuziehen und wir stehen wieder auf der zweiten Schulter.
Der Abstieg durch unsere Aufstiegsspuren geht schnell und wir sind bald so tief, dass wir es wagen können ein wenig zu rutschen.
Ich kann nur sagen, auch bei 45 Grad Gefälle wird man sehr schnell sehr schnell…
Am Fuß der Flanke angekommen marschieren wir über den Gletscher. Von Spalten geht hier keine Gefahr aus, sie liegen alle offen und man kann sie gut erkennen.
Zwischen dem Netz aus Spalten schlängeln wir uns hindurch zur anderen Seite. Auf der Moräne erwarten uns heißer Tee und einige Kekse.
Tobi und Olaf beim Ablaufen über den Gletscher. Einfach legendär...